derStandard.at: Frauen sind Männern auch bei gleichem
Trainingszustand in sportlichen Wettkämpfen immer unterlegen. Woran liegt das?
Podolsky: Daran, dass sie Frauen sind. Sie sind hormonelle anders ausgestattet, generell sind sie etwas kleiner und zarter dimensioniert. Das betrifft sowohl den Knochenbau und die Muskulatur, als auch das gesamte Herz-Kreislauf-System. Letzteres zeigt sich auch in einem geringeren Blutanteil. Ein Nachteil für die Frau, da Sauerstoff über das Blut transportiert wird und sie daher weniger Leistung erbringen können. Trotzdem können einzelne Frauen Männern weit überlegen sein, wenn sie besser trainiert sind.
derStandard.at: Der hormonelle Zyklus der Frau beeinflusst ihre Befindlichkeit. Beeinflusst er auch Trainierbarkeit und Leistungsfähigkeit?
Podolsky: Das ist eine gute Frage, die wir nicht so genau wissen. Denn Frauen sind durch ihren Zyklus individuell sehr verschieden eingeschränkt beziehungsweise nicht eingeschränkt.
Manche bemerken ihn kaum und andere sind "schwer krank" in verschiedenen Phasen ihres Zyklus. Im Breitensport spielen die Zyklus abhängigen Leistungsschwankungen wahrscheinlich keine besonders große Rolle. Im Leistungssport diskutiert man darüber. Aber in Wirklichkeit weiß man es nicht genau.
derStandard.at: Das heißt nächste Woche beim Frauenlauf kann sich Frau in jeder Phase ihres Zyklus eine gute Leistung erwarten?
Podolsky: Olympiamedaillen wurden in jeder Phase des Zyklus gewonnen.
derStandard.at: Es heißt Frauen sind ausdauernder. Gilt das nicht für den Sport?
Podolsky: Doch, allerdings nur bei sehr langen Ausdauerleistungen. Ich kann mich an einen Ultradistanzlauf erinnern, den eine Frau vor einem Mann gewonnen hat. Bei normalen Distanzen, bis zu 100 km Langstreckenläufe, gewinnen immer die Männer.
derStandard.at: 1980 gab es erst die offizielle Bestätigung, dass Langstreckenläufe für Frauen keine medizinische Gefahr darstellen. 27 Jahre später haben Frauen eine enorme Leistungsentwicklung hinter sich. Findet der Ausgleich mit den Männern irgendwann vielleicht doch statt?
Podolsky: Das glaube ich nicht. Frauen werden nie schneller laufen können als Männer, wenn sie gleich gut trainiert sind. Sind Frauen besser trainiert, dann können sie natürlich schneller laufen.
derStandard.at: Langstreckenläuferinnen sind auffallend dünn und unweiblich gebaut. Finden Veränderungen im Hormonhaushalt statt, die dieses Erscheinungsbild sportlicher Frauen bewirken?
Podolsky: Läuferinnen haben einen enormen Vorteil, wenn sie schlank sind. Übergewicht ist meist ein Nachteil für das Erbringen einer sportlichen Leistung. Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind vor allem dann groß ausgebildet, wenn sie mit viel Fett unterfüttert sind. Das bedeutet, dass schlankes Aussehen häufig mit weniger betonten sekundären Geschlechtsmerkmalen einhergeht.
Ansonsten sind sportliche Frauen nicht unweiblich gebaut, beziehungsweise nur dann, wenn man weiblichen Körperbau sehr eng definiert. Was die hormonelle Umstellung betrifft, ist der Anteil an Sportlerinnen, die Regelstörungen haben, tatsächlich höher, als bei Frauen, die keinen Sport betreiben.
Das kann mitunter zu einem Problem werden, denn wenn die Regelstörungen sehr ausgeprägt sind, wirkt sich das auf die Knochengesundheit der Frau aus. Umso wichtiger ist es, dass Frauen Zyklusstörungen nicht nur wahrnehmen, sondern auch mit ihrem Sportarzt besprechen.
derStandard.at: Aber sie würden nicht so weit gehen zu sagen, dass ein Langstreckenlauf für eine Frau eine medizinische Gefahr darstellt?
Podolsky: Ein Langstreckenlauf stellt für Frauen sicher keine medizinische Gefahr dar, denn die größte medizinische Gefahr ist schließlich die körperliche Inaktivität. Es stimmt aber, dass die Kombination umfangreiches Training und kalorienreduzierten Essen längerfristig zu Regelstörungen führen kann. Wie schon erwähnt erbringt man schlank einfach bessere sportliche Leistungen. Aber natürlich sollte man nicht übertreiben. Wenn sich eine Ausdauersportlerin gesund ernährt, und ihr Training vernünftig und langsam aufbaut, wird sie im Normalfall keine gesundheitlichen Probleme bekommen.
derStandard.at: Hat denn die Tatsache, dass Läuferinnen häufiger einen Eisenmangel entwickeln, damit zu tun, dass sie kaum Fleisch essen?
Podolsky: Nicht unbedingt. Für den Eisenmangel gibt es mehrere Gründe: Einer davon ist der monatliche Blutverlust während der Regel. Fleischlose Kost ist aber für eine Ausdauersportlerin sicher nicht optimal.
derStandard.at: Haben Frauen aufgrund ihrer zarteren Konstitution ein höheres Risiko für Verletzungs- und Überlastungsprobleme?
Podolsky: Nicht bei gutem Training. Frauen besitzen andere Gelenkswinkel und andere Gelenksstellungen. Ihr Becken ist breiter, dadurch ist die Stellung der Oberschenkel schräger und im Knie verkleinert sich der Winkel. Physiologischerweise haben Frauen oft eine leichte X-Bein-Stellung. Daher neigen sie eher zu Knie- und Knöchelverletzungen.
Ein zweiter Punkt der wichtig ist: Frauen haben eine zartere Muskulatur und die Gelenke werden durch die Muskulatur stabilisiert. Ohne gelenksstabilisierendes oder muskelkräftigendes Training, dass auch das Ausdauertraining begleitet, treten hier tendentiell häufiger Verletzungen auf als bei Männern.
derStandard.at: Ist der männliche Muskel anders strukturiert wie der weibliche?
Podolsky: Nein überhaupt nicht. Er hat auch pro Quadratzenitmeter Querschnitt die gleiche Kraft wie der weibliche Muskel. Ein Quadratzentimeter weiblicher und ein Quadratzentimeter männlicher Muskel sehen nicht nur ident aus, sie haben auch die selbe Kraftentwicklung.
derStandard.at: Angeblich unterscheiden sich Jungen und Mädchen was ihre sportliche Leistungsfähigkeit betrifft, bis zur Pubertät nicht. Warum nicht und warum später schon?
Podolsky: Weil sich erst mit der Pubertät die Hormonzusammensetzung ändert. Bei Burschen steigt in der Pubertät der Testosteronspiegel. Der ist dafür verantwortlich, dass sich sekundäre Geschlechtsmerkmale ausprägen und dass die Muskeln wachsen. Dieser Testosterongipfel, den es nur bei den Männern gibt ist verantwortlich für Kraftzunahme und die erhöhte Ausdauer.
derStandard.at: Gibt es denn Bereiche, wo die Frau dem Mann sportlich überlegen ist?
Podolsky: Es gibt verschiedene koordinative Komponenten, wo die Frau dem Mann überlegen. Das betrifft vor feinkoordinative Fähigkeiten. In gymnastischen Sportarten sind Frauen daher mehr vertreten. Dort zeichnen sie sich durch ihre hohe Flexibilität aus.
derStandard.at: Haben all diese Unterschiede zwischen Frau und Mann eine Konsequenz bezüglich ihrer Trainierbarkeit?
Podolsky: Nein, prinzipiell kann man Männer und Frauen gleich trainieren. Aber immer unter Berücksichtigung der Trainingsregeln. Die besagen unter anderem, dass man vor allem auf individuelle Vorraussetzungen Rücksicht nehmen muss und weniger auf das Geschlecht im Allgemeinen.
Trainingszustand in sportlichen Wettkämpfen immer unterlegen. Woran liegt das?
Podolsky: Daran, dass sie Frauen sind. Sie sind hormonelle anders ausgestattet, generell sind sie etwas kleiner und zarter dimensioniert. Das betrifft sowohl den Knochenbau und die Muskulatur, als auch das gesamte Herz-Kreislauf-System. Letzteres zeigt sich auch in einem geringeren Blutanteil. Ein Nachteil für die Frau, da Sauerstoff über das Blut transportiert wird und sie daher weniger Leistung erbringen können. Trotzdem können einzelne Frauen Männern weit überlegen sein, wenn sie besser trainiert sind.
derStandard.at: Der hormonelle Zyklus der Frau beeinflusst ihre Befindlichkeit. Beeinflusst er auch Trainierbarkeit und Leistungsfähigkeit?
Podolsky: Das ist eine gute Frage, die wir nicht so genau wissen. Denn Frauen sind durch ihren Zyklus individuell sehr verschieden eingeschränkt beziehungsweise nicht eingeschränkt.
Manche bemerken ihn kaum und andere sind "schwer krank" in verschiedenen Phasen ihres Zyklus. Im Breitensport spielen die Zyklus abhängigen Leistungsschwankungen wahrscheinlich keine besonders große Rolle. Im Leistungssport diskutiert man darüber. Aber in Wirklichkeit weiß man es nicht genau.
derStandard.at: Das heißt nächste Woche beim Frauenlauf kann sich Frau in jeder Phase ihres Zyklus eine gute Leistung erwarten?
Podolsky: Olympiamedaillen wurden in jeder Phase des Zyklus gewonnen.
derStandard.at: Es heißt Frauen sind ausdauernder. Gilt das nicht für den Sport?
Podolsky: Doch, allerdings nur bei sehr langen Ausdauerleistungen. Ich kann mich an einen Ultradistanzlauf erinnern, den eine Frau vor einem Mann gewonnen hat. Bei normalen Distanzen, bis zu 100 km Langstreckenläufe, gewinnen immer die Männer.
derStandard.at: 1980 gab es erst die offizielle Bestätigung, dass Langstreckenläufe für Frauen keine medizinische Gefahr darstellen. 27 Jahre später haben Frauen eine enorme Leistungsentwicklung hinter sich. Findet der Ausgleich mit den Männern irgendwann vielleicht doch statt?
Podolsky: Das glaube ich nicht. Frauen werden nie schneller laufen können als Männer, wenn sie gleich gut trainiert sind. Sind Frauen besser trainiert, dann können sie natürlich schneller laufen.
derStandard.at: Langstreckenläuferinnen sind auffallend dünn und unweiblich gebaut. Finden Veränderungen im Hormonhaushalt statt, die dieses Erscheinungsbild sportlicher Frauen bewirken?
Podolsky: Läuferinnen haben einen enormen Vorteil, wenn sie schlank sind. Übergewicht ist meist ein Nachteil für das Erbringen einer sportlichen Leistung. Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind vor allem dann groß ausgebildet, wenn sie mit viel Fett unterfüttert sind. Das bedeutet, dass schlankes Aussehen häufig mit weniger betonten sekundären Geschlechtsmerkmalen einhergeht.
Ansonsten sind sportliche Frauen nicht unweiblich gebaut, beziehungsweise nur dann, wenn man weiblichen Körperbau sehr eng definiert. Was die hormonelle Umstellung betrifft, ist der Anteil an Sportlerinnen, die Regelstörungen haben, tatsächlich höher, als bei Frauen, die keinen Sport betreiben.
Das kann mitunter zu einem Problem werden, denn wenn die Regelstörungen sehr ausgeprägt sind, wirkt sich das auf die Knochengesundheit der Frau aus. Umso wichtiger ist es, dass Frauen Zyklusstörungen nicht nur wahrnehmen, sondern auch mit ihrem Sportarzt besprechen.
derStandard.at: Aber sie würden nicht so weit gehen zu sagen, dass ein Langstreckenlauf für eine Frau eine medizinische Gefahr darstellt?
Podolsky: Ein Langstreckenlauf stellt für Frauen sicher keine medizinische Gefahr dar, denn die größte medizinische Gefahr ist schließlich die körperliche Inaktivität. Es stimmt aber, dass die Kombination umfangreiches Training und kalorienreduzierten Essen längerfristig zu Regelstörungen führen kann. Wie schon erwähnt erbringt man schlank einfach bessere sportliche Leistungen. Aber natürlich sollte man nicht übertreiben. Wenn sich eine Ausdauersportlerin gesund ernährt, und ihr Training vernünftig und langsam aufbaut, wird sie im Normalfall keine gesundheitlichen Probleme bekommen.
derStandard.at: Hat denn die Tatsache, dass Läuferinnen häufiger einen Eisenmangel entwickeln, damit zu tun, dass sie kaum Fleisch essen?
Podolsky: Nicht unbedingt. Für den Eisenmangel gibt es mehrere Gründe: Einer davon ist der monatliche Blutverlust während der Regel. Fleischlose Kost ist aber für eine Ausdauersportlerin sicher nicht optimal.
derStandard.at: Haben Frauen aufgrund ihrer zarteren Konstitution ein höheres Risiko für Verletzungs- und Überlastungsprobleme?
Podolsky: Nicht bei gutem Training. Frauen besitzen andere Gelenkswinkel und andere Gelenksstellungen. Ihr Becken ist breiter, dadurch ist die Stellung der Oberschenkel schräger und im Knie verkleinert sich der Winkel. Physiologischerweise haben Frauen oft eine leichte X-Bein-Stellung. Daher neigen sie eher zu Knie- und Knöchelverletzungen.
Ein zweiter Punkt der wichtig ist: Frauen haben eine zartere Muskulatur und die Gelenke werden durch die Muskulatur stabilisiert. Ohne gelenksstabilisierendes oder muskelkräftigendes Training, dass auch das Ausdauertraining begleitet, treten hier tendentiell häufiger Verletzungen auf als bei Männern.
derStandard.at: Ist der männliche Muskel anders strukturiert wie der weibliche?
Podolsky: Nein überhaupt nicht. Er hat auch pro Quadratzenitmeter Querschnitt die gleiche Kraft wie der weibliche Muskel. Ein Quadratzentimeter weiblicher und ein Quadratzentimeter männlicher Muskel sehen nicht nur ident aus, sie haben auch die selbe Kraftentwicklung.
derStandard.at: Angeblich unterscheiden sich Jungen und Mädchen was ihre sportliche Leistungsfähigkeit betrifft, bis zur Pubertät nicht. Warum nicht und warum später schon?
Podolsky: Weil sich erst mit der Pubertät die Hormonzusammensetzung ändert. Bei Burschen steigt in der Pubertät der Testosteronspiegel. Der ist dafür verantwortlich, dass sich sekundäre Geschlechtsmerkmale ausprägen und dass die Muskeln wachsen. Dieser Testosterongipfel, den es nur bei den Männern gibt ist verantwortlich für Kraftzunahme und die erhöhte Ausdauer.
derStandard.at: Gibt es denn Bereiche, wo die Frau dem Mann sportlich überlegen ist?
Podolsky: Es gibt verschiedene koordinative Komponenten, wo die Frau dem Mann überlegen. Das betrifft vor feinkoordinative Fähigkeiten. In gymnastischen Sportarten sind Frauen daher mehr vertreten. Dort zeichnen sie sich durch ihre hohe Flexibilität aus.
derStandard.at: Haben all diese Unterschiede zwischen Frau und Mann eine Konsequenz bezüglich ihrer Trainierbarkeit?
Podolsky: Nein, prinzipiell kann man Männer und Frauen gleich trainieren. Aber immer unter Berücksichtigung der Trainingsregeln. Die besagen unter anderem, dass man vor allem auf individuelle Vorraussetzungen Rücksicht nehmen muss und weniger auf das Geschlecht im Allgemeinen.
Zur Person
Andrea Podolsky ist Fachärztin für Innere Medizin und seit 2001 am Institut für Präventiv- und angewandte Sportmedizin im Landesklinikum Krems tätig
Als Sportmedizinerin hat sie SportlerInnen der österreichische Ruder-Nationalmannschaft, des Triathlonverbands und der Mountainbike-Nationalmannschaft betreut.
2006 hat sie gemeinsam mit dem Allgemeinen Sportverband Österreichs das Buch "Gesundheitliche Aspekte im Frauenleistungssport" veröffentlicht.
Quelle: Standard.at